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Songkran - das thailändische Neujahrsfest

Songkran bedeutet in Sanskrit den Eintritt der Sonne in eines der Tierkreiszeichen. Maha Songkran, wie der volle Name in Thai heißt, meint jedoch speziell den Eintritt der Sonne in das Zeichen des Widder. Dieses Songkran ist das einzige, das die Leute kennen und welches ihr Interesse weckt. Auch ohne "Maha" weiß daher jeder, dass damit der Frühlingspunkt (Tagundnachtgleiche) gemeint ist.
Songkran ist ein fixer Termin im Sonnenjahr und wird jedes Jahr vom 13. bis 15. April (manchmal auch 16. April) gefeiert. Es ist das traditionelle thailändische Neujahrsfest, verwand mit dem indischen Holi, dem chinesischen Ching Ming und dem christlichen Osterfest.

 
 

 

 

   
   

Gleichzeitig ist Songkran ein Fest der Liebe und der Familie. An diesen Tagen bezeugen die Jüngeren den Älteren ihren Respekt. Hier soll die kulturelle Seite von Songkran dargelegt werden. Die daraus abgeleiteten Wasserspiele sind auf einer eigenen Seite beschrieben.

Der erste Tag heißt Mahasongkran, der zweite Nao (der erste Tag nach dem Ende des letzten Tages) und der dritte Talueng Sok (Neujahrstag).

 

 
       
   

Es war einmal ein gelehriger junger Mann namens Thammabal Kuman, ein wahres Wunderkind. Er verstand sich sogar auf die Sprache der Vögel. Das entfachte die Eifersucht von Kabil Maha Phrom (oder Kabilprom oder Thao Kabila Brahma), einer der Götter im himmlischen Königreich. Der Gott kam herunter, den Jungen zu treffen und seine Fähigkeiten mit einem komplizierten Rätsel auf die Probe zu stellen. Die Wette war die, dass, sollte der Junge die richtigen Antworten auf drei Fragen innerhalb von sieben Tagen schuldig bleiben, er seinen Kopf verliert. Andernfalls würde der Gott seinen eigenen Kopf herhalten.
Da der junge Mann die Lösungen nicht auf Anhieb fand, beschloss er, einen gewissen Ort aufzusuchen und sich dort lieber selbst zu töten als das Gesicht zu verlieren.
Im Schutz eines gewaltigen Baumes, in dessen Krone sich ein Adlerhorst befand, machte er Rast. Dabei hörte er zufällig, wie die Adler-Mutter ihre Jungen versorgte, die nach Futter kreischten. Dabei versprach sie ihnen, bald ein Fest auf dem Körper des jungen Mannes feiern zu können, der sterben müsse, weil er die Lösung des Rätsels nicht kannte. Sie erzählte ihnen die ganze Geschichte der Wette, und die Jungen wollten wissen, ob es denn Antworten auf die Fragen gäbe. Ja, sagte die Adlermutter, und nannte ihnen sowohl die drei Rätsel als auch die Antworten darauf. Der Knabe
Thammabal Kuman hörte das alles mit und war nun in die Lage versetzt, dem Gott am verabredeten Tag die richtigen Antworten zu geben.

Der Gott hatte also die Wette verloren und schnitt sich daraufhin seinen eigenen Kopf ab. Der Kopf jedoch war ein ganz schrecklicher: fiel er auf die Erde, so entfachte sich sogleich einen Flächenbrand; fiel er in das Meer, so trocknete seine immense Hitze es sofort aus; und blieb er in der Luft, so würde es keinen Regen mehr geben. Deshalb wurde der Kopf in einer besonderen himmlischen Höhle im Krailas-Gebirge deponiert.
Zu Beginn eines jeden neuen Jahres - an Songkran - wurde der Kopf hervorgeholt und von einer der sieben Töchter des Gottes zusammen mit Millionen anderer Götter und Göttinnen in einer großen Prozession im Kreis herumgetragen, so, wie die Sonne den Meru umrundet, den buddhistischen Olymp. Danach gab es ein großes Fest der himmlischen Wesen, bei dem viel Rebensaft floss. Anschließend kam der Kopf zurück in seine Höhle, um an Songkran des nächsten Jahres wieder hervorgeholt zu werden.

Obwohl die sieben Töchter des Kabil Maha Phrom, der seinen Kopf wegen einer Wette verlor, alle einen eigenen Namen hatten, werden sie meist nur zusammen als Nang Songkran oder die Songkran-Frauen bezeichnet. Erscheint eine von ihnen auf der Songkran-Parade, so wird sie eines von sieben bestimmten Tieren reiten und sie wird es in vier verschiedenen Positionen tun, abhängig von der Tageszeit, zu der sie kommt: des Morgens wird sie auf dem Rücken des Tieres stehen, am Nachmittag sitzen; liegend wird sie des Abends daherkommen, mit offenen Augen vor und mit geschlossenen Augen nach Mitternacht.

 

 
 

Ursprung

 

   
   

Königliche Astrologen berechneten früher Jahr für Jahr den genauen Zeitpunkt des Erscheinens der Nang Songkran, wenn nämlich die Sonne erstmals in das Tierkreiszeichen Widder eintritt. Sie übergaben die berechneten Daten dem König, der ein Bild malen ließ, welches die Songkran-Frau in der richtigen Pose in der Prozession mit dem Haupt des Gottes zeigte. Dieses Bild hing dann zur Information des Volks an einer geeigneten, gut sichtbaren Stelle im königlichen Palast aus. Zwar wurde diese traditionelle Praxis vor vielen Jahren ausgesetzt, lebt aber weiter in Form von Kalenderblättern im alten Stil.

Zum Beispiel ergab die Berechnung für das Jahr 1951, dass die Tochter namens Kimitha am 13. April um 1:17:56 mit geschlossenen Augen ruhend auf dem Rücken eines Büffels erscheinen wird. Damit war den Menschen, die das Bild sahen, sofort bewusst, dass das Songkran-Fest nach Mitternacht beginnen und - eine Besonderheit nur bei diesem Bild - dass es nicht drei, sondern vier Tage dauern wird.

 

 
 

Genauer Termin

 

 

   
   

Am Vorabend des Songkran-Tages, also am 12. April, putzen alle Menschen ihre Häuser und verbrennen all ihren Unrat. Dieser Frühjahrsputz rührt aus dem Glauben, dass aller Schmutz und Abfall aus dem alten Jahr dem Besitzer im neuen Jahr nur Unglück bringen würde.

Früh am ersten Songkran-Tag (13. April) gehen Jung und Alt in ihren neuen Kleidern zum Tempel. Dort ist ein langer Tisch aufgestellt, auf dem die Mönche zu beiden Seiten ihre Opferschalen in Reihen aufgestellt haben. In die Schalen selbst opfern die Menschen gekochten Reis, in die Deckel andere Speisen sowie Früchte und Zuckerwerk.
Nachmittags am gleichen Tag beginnt die Bade-Zeremonie, bei der die Buddha-Figuren und auch der Abt des Klosters mit Wasser übergossen werden. Obwohl rituell angehaucht, ist dies nicht mehr als eine Reinigung zum neuen Jahr. Anschließend beginnt das wohlbekannte "Wasser-Festival", bei dem jeder jedem diese Art Waschung zugute kommen lässt.

Junge Leute besuchen an diesem oder einem der folgenden Tage ihre Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel oder andere respektierte Personen und gießen ihnen parfümiertes Wasser auf die Handflächen, beschenken sie mit einem Handtuch oder anderen Baderequisiten und bekommen dafür den Segen der Älteren. Früher halfen die Jüngeren den Älteren, ein richtiges Bad zu nehmen und ihre alte gegen neue, als Präsent mitgebrachte Kleidung zu wechseln.

Ein weiterer Dienst, der an Songkran verrichtet wird, ist Bangsakun, ein religiöses Gedenken der Verstorbenen.
Die Asche und die verkohlten Knochenreste Verstorbener wurden - bei einfachen Menschen - an den Wurzeln einer heiligen Feige auf dem Tempelgelände vergraben oder - bei denen, die es sich leisten konnten - in einem kleinen ebendort errichteten Phra Chedi (Pagode) abgelegt. Ein solcher Bodi-Baum findet sich auf praktisch jedem Tempelgelände und ist ein Symbol für die Erleuchtung Buddhas, die er unter einem Baum meditierend fand. In späteren Zeiten wurden Teile der Knochenreste auch im Haus verwahrt. Zu Bangsakun während der Songkran-Tage begeben sich die Menschen zusammen mit Mönchen zum Angedenken der Verstorbenen zu der Begräbnisstätte zu einer gemeinsamen Zeremonie. Gegebenenfalls werden die zu Hause aufbewahrten Knochenreste mitgebracht.

In einigen Teilen des Landes werden den Schutzgeistern des Dorfes oder der Stadt an Songkran ebenfalls ihre jährlichen Opfer erbracht. Hier werden Spuren der ehemals animistischen Verehrung vergangener Tage sichtbar.

 

 
 

Wie es gefeiert wird

 

   
   

Während der drei Tage Songkran scharen sich die Menschen in ihren besten Kleidern im Tempel oder an Schreinen anderer verehrter Personen. Sie bringen Kerzen, Räucherstäbchen und kleine Fläschchen Nam Ob (parfümiertes Wasser) sowie Blumen mit. Heutzutage kann man jedoch auch komplette Sets auf dem Tempelgelände kaufen. Am Buddha-Altar entzündet jeder Besucher eine Kerze und drei Räucherstäbchen und platziert sie zusammen mit einer einzelnen Blüte oder einer Girlande an vorbereiteter Stelle.
Indem sie sich dreimal in vorgeschriebener Form vor Buddha niederwerfen, drücken sie ihre besondere Verehrung aus. Dabei führen sie zunächst kniend die an den Handflächen zusammengelegten Hände zur Stirn, öffnen sie dann, legen sie mit den Handflächen auf den Boden und beugen sich soweit vor, dass die Stirn den Boden zwischen den Händen berührt. Diese Grußformel wird Benchangapradit genannt, abgeleitet vom Sanskrit-Wort "panchangapratishtha" (fünffache körperliche Verehrung: die Stirn, zwei Hände und zwei Knie berühren den Boden). Sie ist für die Thai die höchste Form von Ehrerbietung.

 

 
 

Die Bade-Zeremonie

 

   
   

Nach dieser Zeremonie wird ein wenig Nam Ob über die Hände der Buddha-Figur gegossen. Dieses Ritual heißt "Song Nam Phra Putha Rup" (Baden der Buddha-Figur).
Doch nicht nur Buddha-Figuren erhalten das zeremonielle Bad. Auch Eltern und ältere Mönche kommen in den Genuss. In Bangkok, besonders in der oberen Gesellschaft, erwartet man von den Menschen, dass sie ihren Eltern während Songkran ihren Respekt bezeugen. Dabei bekommen die Älteren etwas von dem Nam Ob auf die Handflächen gegossen (Rod Nam Dam Hua), die es dann in gebührender Form leicht auf ihrem Kopf und im Gesicht verreiben. Dazu bekamen die so Geehrten in früheren Tagen ein Phanung (Lendenbekleidung) sowie Pha Khao Ma (für Männer) bzw. Pha Hom (für Frauen), Kleidungsstücke, die damals tagtäglich getragen wurden. Heute reicht man dazu stattdessen ein Handtuch, eine Packung Papiertaschentücher, eine Dose mit Seife oder andere derartige Artikel, sowie manchmal eine Flasche parfümiertes Wasser. Außerdem werden die traditionellen Kerzen, Räucherstäbchen und Blumen als Zeichen der Verehrung übergeben. Danach segnen die Älteren die Jüngeren und geben ihnen die besten Wünsche für das neue Jahr mit auf den Weg.

 

 
 

Bei dieser Gelegenheit parfümiertes Wasser zu reichen ist besonders bei der älteren Generation beliebt, die damit und mit "Din Saw Phong" (weiches Kalkpuder) eine Creme herstellen, die während der heißen Jahreszeit auf der Haut aufgetragen wunderbar erfrischend wirkt. Manchmal ist das Puder bereits mit Rosenessenz vermischt und lässt sich mit einem Tuch leicht auf die Haut auftragen. Diese Zubereitung heißt "Paeng Sod".


   
   

Das zeremonielle Bad der Mönche kann an einem beliebigen der drei Songkran-Tage gegeben werden. Normalerweise ist es der Abt eines Tempels, der meist alt ist und ausnahmslos in hohem Ansehen steht sowie - besonders in ländlichen Gegenden - die Rolle einer führenden Persönlichkeit im Gemeinschaftsleben inne hat. Die Menschen nennen ihn "Luang Phaw" (Großer Vater), und er ist nicht nur ihr spiritueller Vater sondern auch Berater in allen Bereichen mit anerkannt breitem Wissen und Erfahrung. Manchmal verkörpert er die Vielseitigkeit von Arzt, Astrologe und Mittler der mystischen und magischen Künste in einer Person. Er gilt jederzeit als unbestrittener Vermittler bei Streitigkeiten, und die Dorfbewohner beugen sich lieber seinen Entscheidungen als denen der Gerichte oder anderer Amtspersonen.
So ist es leicht zu verstehen, dass die Menschen besonders ihm die Ehre des zeremoniellen Bades zukommen lassen möchten. Daher kursiert bereits vor Songkran eine Mitteilung darüber, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit er für diese Ehrerbietung zur Verfügung steht. Die Zeremonie ist gleich derer, die den Ältesten der Familie zuteil wird. Nach dem Bad hält der Abt eine Predigt und entlässt die Menschen mit seinen guten Wünschen für das neue Jahr.

 

 
 

Das Baden der Mönche

 

   
   

:In einigen Tempeln ist es Brauch, während Songkran ein Fest Phrasai zu feiern. Der Name ist eine Abkürzung von "Phra Chedi Sai" (Sand-Pagode). Dieses Fest findet auf einer freien Fläche des Tempels statt. Der benötigte Sand wird vom Tempel beschafft und von den Mönchen auf kleinere Häufchen nahe der Zeremonienstätte verteilt. Es sind meist Frauen und Kinder, die kommen, um Sand-Pagoden zu bauen. Zuvor kaufen sie jedoch Kerzen, Räucherstäbchen, Blumen, Flaggen und Banner in dem zum Wat gehörenden Shop. Hier zu kaufen bedeutet Tham Bun (Verdienste sammeln). Manche bringen diese Requisiten jedoch auch mit, spenden dann jedoch Geld, um ebenfalls Verdienste zu sammeln.
Der in ebenfalls mitgebrachten Silberschalen herbei geholte Sand wird befeuchtet, damit er besser hält, wenn damit eine Pagode aufgeschichtet wird. Wie groß diese wird bleibt den Erbauern überlassen, was zu einem regelrechten Wettbewerb um die schönste Pagode führt. Eine Münze und ein Blatt des heiligen Feigenbaums werden im Inneren vergraben. Die fertige Pagode wird anschließend mit parfümiertem Wasser besprenkelt und mit Flaggen und Bannern geschmückt. Dann wird der Sockel mit einem gelben oder roten Tuch umhüllt. Brennende Kerzen, Räucherstäbchen und Blumen werden schließlich als Opfer um die Pagode herum in den Sand gesteckt. Bei manchen, besonders gut gelungenen größeren Pagoden, wird ganz zum Schluss ein zeremonieller Miniatur-Gitterzaun "Rachawat" rund herum gebaut. Die ganze Zeremonie ist ein Familienereignis und dauert den ganzen Nachmittag. Wenn die Sonne untergeht, stoppt die Bautätigkeit, und die schönste Pagode wird mit einem Preis belohnt.
Die Sand-Pagoden halten nicht sehr lange. Solange sie nicht besonders beschützt werden, machen sich Kinder bald daran, sie mutwillig zu zerstören, um an die vergrabenen Münzen heran zu kommen.

Das reservierte Zeremoniengelände, das ebenfalls von einem Gitterzaun "Rachawat" eingezäunt ist, dient über Songkran hinaus als Versammlungsplatz während religiöser und festlicher Ereignisse.

 

 
 

Sand-Pagoden

 

   
   

 

 
       


Letzte Aktualisierung dieser Seite: 25.04.2004